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Ade EUDR

Ein vorweihnachtliches Christkindl für die Druckbranche

Warum sich Geduld und Erfahrung manchmal doch auszahlen

Es gibt Nachrichten, die in einer Branche spürbar Erleichterung bringen – und diese gehört zweifellos dazu:
Das Europäische Parlament hat am 27. November 2025 mit klarer Mehrheit dafür gestimmt, Druckerzeugnisse aus der EUDR (EU Deforestation Regulation – Entwaldungsverordnung) auszunehmen.

Für viele Betriebe bedeutet das eine deutliche Entspannung. Die Verordnung, die ursprünglich bereits Anfang 2025 in Kraft treten sollte, wurde zunächst um ein Jahr verschoben. Nun zeichnet sich zusätzlich ab, dass Druckprodukte überhaupt nicht unter den Anwendungsbereich fallen sollen.

Man darf daher mit einem Lächeln sagen: Ein kleines vorweihnachtliches Christkindl für die Druckbranche.


Erfahrung schlägt Schnellschuss

Seit Bekanntwerden der geplanten EUDR habe ich die Diskussion aufmerksam verfolgt – und mich ganz bewusst zurückgehalten.
Während rundherum bereits Beratungsangebote, Softwarelösungen und Datenbanken entwickelt wurden, war mein Zugang ein anderer:
Zuerst beobachten, dann handeln.

Ich habe keine Beratungsgebühren verrechnet, keine zusätzlichen Programme angeboten und keine überstürzten Einschätzungen abgegeben.
Warum? Weil sich in meiner langjährigen Tätigkeit als Prüfer, Auditor und Sachverständiger immer wieder gezeigt hat:
Zwischen Entwurf und Umsetzung einer EU-Verordnung liegen oft Welten.

Viele Vorschriften werden überarbeitet, angepasst oder – wie nun bei der EUDR – in Teilen wieder zurückgenommen, wenn sie sich in der Praxis als schwer umsetzbar erweisen. Die Erfahrung, Entwicklungen frühzeitig einordnen zu können, ist in solchen Momenten mehr wert als jede kurzfristige Hektik.


Ein Sieg der Vernunft

Die EUDR hatte ursprünglich das Ziel, die Einfuhr und den Handel von Produkten, die mit Entwaldung in Verbindung stehen, zu regulieren.
Grundsätzlich ein wichtiges und unterstützenswertes Anliegen – doch bei Druckprodukten war die Umsetzung schlicht nicht realistisch.

Der Weg von Zellstoff und Papier über unterschiedliche Verarbeitungsschritte bis hin zum fertigen Druckprodukt ist komplex. Die geforderte Rückverfolgbarkeit bis zur Parzelle im Herkunftsland wäre in der Praxis kaum zu bewältigen gewesen – weder technisch noch wirtschaftlich.

Dass das Europäische Parlament diese Problematik erkannt hat, darf man daher durchaus als Sieg der Vernunft bezeichnen.


Rückblick mit Augenzwinkern

Schon im Jahr 2024 war absehbar, dass die Umsetzung der EUDR nicht in der vorgesehenen Form erfolgen kann.
Ich erinnere mich gut an zahlreiche Gespräche, in denen ich empfohlen habe, Ruhe zu bewahren und nicht vorschnell in kostspielige Lösungen zu investieren.
Nun zeigt sich: Dieses Abwarten war kein Zeichen von Passivität, sondern von Weitsicht.

Und ja – ein wenig Selbstironie sei erlaubt: Diesmal lag der Sexl mit seiner Einschätzung richtig.


Was bedeutet das nun für Druckereien?

Wer hier kühlen Kopf bewahrt hat, hat viel Geld gespart: Keine Beraterkosten, keine Lizenzgebühren usw.

Auch wenn die EUDR für Druckprodukte voraussichtlich keine unmittelbaren Auswirkungen mehr haben wird, bleibt das Thema Nachhaltigkeit zentral.
Zertifizierungssysteme wie FSC®, PEFC oder das Österreichische Umweltzeichen UZ 24 gewinnen weiter an Bedeutung – nicht aus regulatorischem Zwang, sondern aus Marktverantwortung.

Kunden und Auftraggeber erwarten Transparenz, Nachvollziehbarkeit und verantwortungsvollen Ressourceneinsatz.
Druckereien, die hier konsequent auf geprüfte Systeme setzen, sind gut beraten – unabhängig davon, ob eine EU-Verordnung dies vorschreibt oder nicht.


Ausblick

Noch ist der formale Beschluss der EUDR-Änderung nicht endgültig in Kraft, aber alle Signale deuten in diese Richtung.
Es bleibt also dabei, die weitere Entwicklung aufmerksam zu beobachten – mit Sachlichkeit, mit Augenmaß und mit der nötigen Portion Erfahrung.

Für mich persönlich ist diese Nachricht ein erfreulicher Abschluss eines intensiven Jahres – und ein Zeichen, dass Fachwissen, Geduld und gesunder Menschenverstand immer noch die besten Werkzeuge im Werkzeugkasten sind.

 

Link zur Quelle:
👉 Europäisches Parlament stimmt für Herausnahme von Druckerzeugnissen aus der EUDR (buecher.at)